Ursprung und Aufgaben der Schützenvereine

Der Ursprung des Schützenwesens liegt mehr als 1000 Jahre zurück. Bereits im Jahr 955 wurden niedersächsische Bogenschützen eingesetzt. Otto der Große brauchte sie zu kriegerischen Zwecken. Hier war es der Feldzug gegen die Wenden. Auch in den nachfolgenden Jahrhunderten blieben Pfeil und Bogen bzw. die Armbrust bedeutsam, insbesondere bei der Verteidigung von Städten. So bildeten sich Gilden heraus, die die militärische Ausbildung der Einwohner übernahmen.
Satzungen regelten, unter welchen Bedingungen die Bürger in die Vereine eintreten konnten, die regelmäßige Abhaltung von Schießübungen, die Überprüfung der Waffen sowie den Höhepunkt des Jahres: die Durchführung des Schützenfestes.

Die ersten Schützenvereine – damals Schützengesellschaften genannt – entstanden im Mittelalter in den Städten. Sie bildeten zur damaligen Zeit Wehr- und Notgemeinschaften zum Schutz der Heimat und zur Abwehr äußerer Feinde. Nicht selten mussten sich die Städte gegen Übergriffe des Adels und der Fürsten schützen. Deshalb fanden sich die Bürger in festen Korporationen zusammen und übten sich regelmäßig im Schießen mit der Armbrust, um im Ernstfall ihre Stadt verteidigen zu können.

Des weiteren waren Vorschriften zum moralischen Verhalten vorgegeben, wie beispielsweise das Verbot der Gotteslästerung, des Zankens, des Fluchens, des Schlagens. Verboten waren auch das Würfeln und das Kartenspielen. Verstöße wurden mit Bier – oder Geldstrafen geahndet. Darüber hinaus erfüllten die Schützengesellschaften auch religiöse Funktionen. Sie begleiteten die verstorbenen Mitglieder zu ihrer Ruhestätte. Es war Sitte, dass die jungen Schützen den Sarg trugen. Bei Prozessionen stellte die Schützengesellschaft die Ehren- bzw. die Schutzwache. Als Patron der Schützen gilt der heilige Sebastian.

Seit dem 17. Jahrhundert benutzte man zunehmend Feuerwaffen – natürlich auch bei Wettkämpfen. Sieger war der Schütze mit der höchsten Trefferzahl, zuweilen auch der mit dem besten Schuss. Anfänglich wurde auf einen nachgebildeten Vogel geschossen, dieser Tradition folgte der Schuss auf die Scheibe. Nach der Verteilung der Preise folgte ein geselliges Zusammensein.

Die Städte förderten und unterstützten dieses Schützenwesen, wo sie nur konnten. Sie sorgten häufig für die Kleidung (Uniformteile), stellten geeignetes Übungsgelände zur Verfügung und verliehen an den besten Schützen (Schützenkönig) besondere Vorrechte. Auch stifteten sie zu den jährlichen Schützenfesten Bier, Getreide und Geldbeträge.

Schützenfeste wurden gewöhnlich im Monat Mai auf dem Schützenanger veranstaltet. Sie entwickelten sich bald zu echten Volksfesten und bildeten den geselligen Höhepunkt des Jahres. Schon damals wurde auf einen Vogel geschossen, wenn man auch annehmen muss, dass erst im 17. und 18. Jahrhundert dieser Holzvogel dem preußischen Adler nachgebildet wurde und vordem eher wie ein Papagei aussah.

Der durch die Weiterentwicklung der Militärtechnik bedingte Niedergang der Schützengesellschaften wurde im 19. Jahrhundert abgefangen durch die neue Organisationsform der Vereine.

Nach den katastrophalen Erfahrungen der beiden Weltkriege verstand man es, in den 50er Jahren den ideologischen Ballast abzustreifen und sich lediglich auf Brauchtum und Tradition zu besinnen.
Der rund 140 Jahre alte Deutsche Schützenbund zählt ca. 1,6 Millionen Mitglieder. Bei so viel Zulauf kommt natürlich auch der eigentliche Schießsport nicht zu kurz. Die Erfolge auf Vereins-, Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene sprechen jedenfalls für sich. Selbst bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen stehen deutsche Schützen immer ganz oben.

Auch heute erfüllt der Schützenverein in der Dorf- bzw. Ortsgemeinschaft wichtige Aufgaben. Einmal bietet er Schießsport begeisterten Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit, ihren Sport auszuüben, ihr Können und ihre Geschicklichkeit zu verbessern und ihre Kräfte mit anderen Schießgruppen im Wettkampf zu messen. Darüber hinaus aber geht es den Schützen um die Pflege heimatlichen Brauchtums und um das Planen und Durchführen von geselligen Festen, die den Kontakt der Bevölkerung untereinander herstellen und verstärken sollen.

Viele Hände können viel bewirken, nur viele Schultern können viel tragen. Es wäre schön, wenn immer mehr und vor allem auch jüngere Mitbürger ihren Weg in den Schützenverein finden würden.